Als meine Tochter sagte, sie wolle bei ihrer Hochzeit im „Boho-Stil“ dekorieren, war ich zunächst etwas ratlos. Locker sollte es sein, bloß nicht zu steif und auf gar keinen Fall mit Glitzer. Es erforderte eine eingehendere Recherche meinerseits, doch letztendlich haben wir auf der Hochzeit eine gemütliche, lockere und dennoch geschmackvolle Atmosphäre gezaubert – mit ganz einfachen Mitteln.
Die Aufgabe war anspruchsvoll. Denn geheiratet wurde in einem – sehr rustikalen – Vereinsheim am See. Auch der Ort für die freie Trauung direkt am Wasser musste gestaltet werden – und leider machte es uns das Wetter im September auch nicht gerade einfach. Eine lockere Atmosphäre zu schaffen, wenn die Braut schon allein wegen des Wetters unter Anspannung steht, ist nicht einfach. Doch ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden – meine Tochter im übrigen auch.
Herausforderung Nummer 1: Die Blumen
Eine Hochzeit ohne Blumen ist eigentlich schier undenkbar. Und noch undenkbarer ist es ohne Blumen auf einer „Boho-Hochzeit“ zu dekorieren, sollte doch alles leicht und natürlich aussehen. Teure Gebinde vom Floristen sind außerdem ein nicht zu verachtender Kostenpunkt, vor allem dann, wenn das Budget ohnehin knapp ist. Unsere Lösung: Wiesenblumen und Hortensien. Schleierkraut ist auch beim Floristen in der Regel recht günstig. Wir kauften einfach einen dicken Strauß und fanden letztendlich auch sehr viele Einsatzmöglichkeiten.



Kleiner Tipp am Rande:
Man hat häufig das Gefühl, dass eine gelungene Deko gleichmäßig und symmetrisch sein muss. Das mag für Servietten und Besteck oder auch für die Tischläufer stimmen. Wenn jedoch auch die Blumensträuße sehr gleich aussehen, wirkt die Atmosphäre schnell etwas leblos. Variationen bei den Blumen, verleiht der restlichen akkuraten Tischdeko hingegen im Nu wieder Natürlichkeit und Seele.
Wir lockerten auch das Buffet, die Beistelltischchen und die Bar mit unseren Blumensträußchen auf.

Müsste ich mich festlegen, welches Deko-Element das wichtigste war, würde ich wahrscheinlich auf die Blumen tippen. Auch wenn wir nur kleine Sträußchen hatten, haben sie doch in der Menge und auf verspielte Weise verteilt, dem Ganzen das gewisse Etwas verliehen.
Herausforderung Nummer 2: Der Bogen für die Trauung
Es war September. Wir hatten auf einen goldenen Indian-Summer gehofft – aber einen verfrühten, unberechenbaren Herbst bekommen. Die Trauung unter freiem Himmel war uns zu riskant. Mit letzter Kraft wurde ein – zum Glück immerhin weißes – Zelt angeschafft. Bierbänke stellte das Vereinsheim – die Hussen besorgte ich günstig von einem Verleih. Ganz und gar nicht „billig“ durfte jedoch der Bogen für die Trauung aussehen. Bei einer freien Trauung ist er schließlich der Blickfang und in gewisser Weise auch der Ersatz für die ganzen sakralen und erhabenen Dinge, die sich in einer Kirche finden.
Dennoch war unserer „billig“, zumindest, was das Geld anging, das er uns kostete. Wir zimmerten ihn aus Dachlatten zusammen. Die gibt es günstig in jedem Baumarkt. Dann verschraubten wir alles miteinander, bauten zwei Querstreben für die Stabilität ein und stellten das Ganze auf die Füße – zwei etwas breitere, rechteckige Bretter.
Die Dachlatten wurden mit weißer Farbe leicht lasiert, sodass man noch immer die Farbe des Holzes gut durchschimmern sah. Der Phantasie sind hier natürlich keine Grenzen gesetzt.
Für das Standesamt haben wir den Bogen mit Wiesenblumen dekoriert. Für die freie Trauung wollten wir jedoch etwas anderes machen. Die Stoffvorhänge aus Spitze gab es im Möbelhaus für wenig Geld. Ihr könnt aber auch in einen Stoffladen gehen oder Pompoms, Papierlaternen oder andere Dekorationen daran aufhängen.
So haben wir dem herbstlichen Wind ein Schnippchen geschlagen. Es sah toll aus, wenn die Vorhänge im Wind wehten.
Nicht wirklich ein Geheimtipp, aber ich sage es dennoch: Wenn ihr auf einer Hochzeit nicht weiter wisst – macht es weiß. Weiße Hussen, weißes Zelt, weiß, weiß, weiß. Und dann peppt das Ganze mit Accessoires auf. Das hat den Vorteil, dass diese vor dem weißen Hintergrund besser wirken. Und Weißes sieht einfach gleich viel Feiner aus.
Herausforderung Nummer 3: Die Deko rund um den Tisch
Wenig Mühe bereitete uns lustigerweise die Tischdeko. Weiße Tischdecken, rosa Servietten, Tischläufer aus Jute und Spitze und das Ganze getoppt mit den Sträußchen auf den Baumscheiben – da konnte man nicht meckern. Die hässlichen Stühle, die auch in einer muffigen Spelunke hätten stehen können, kaschierten wir erneut mit Hussen aus dem Verleih. Interessant wurde es dann jedoch beim Drumherum. Wir hatten viele Deckenbalken aus Holz. Es war klar, dass wir das nutzen mussten.
Das Auseinanderzupfen der Pompoms war eine Menge Arbeit. Viel Brautjungfern packten mit an. Doch das Ergebnis ließ sich sehen. Wir knoteten alle Pompoms an eine Schnur und befestigten diese wiederum mit Reißzwecken an den Deckenbalken. Im Mittelgang machten wir das gleiche noch einmal mit Papierlampignons.
Letztendlich waren es sogar die Pompoms, die das Farbschema festlegten: Rosa, Weiß und Hellgrau.
Kleiner Tipp am Rande: Manchmal ist es gar keine so gute Idee, sich vorher zu viele Gedanken über Farbschemata zu machen. Auf der Suche nach Inspiration halte ich mich selten mit Farbpaletten auf, sondern streife durch Geschäfte oder durchs Internet. Ich merke mir die Dinge oder Ideen, die mir gefallen und meistens ergibt sich dann ganz von alleine ein Konzept. Oft passen sogar Dinge zusammen, von denen man es vom Kopf her eigentlich gar nicht gedacht hätte.
Hier sind noch ein paar Deko-Ideen, die neben der Tischdeko zu kleinen Hinguckern wurden. Es ist schön, wenn man den Blick schweifen lassen kann und immer wieder liebevolle Kleinigkeiten findet.
Diese Deko kann man essen. Es sind Liebesäpfel. Dafür müsst ihr einfach den Stil des Apfels entfernen und ein kleines Loch an der Stelle in den Apfel schneiden. Die Stiele sind Stiele von Rosen. Am besten ihr schneidet erst ein kleines Loch in den Apfel und bohrt den Rosenstiel vorsichtig hinein bis er stecken bleibt. Die knusprige Unterseite besteht aus geschmolzener Schokolade. Dippt den Apfel in die flüssige Schokolade und kurz danach entweder in Mandelkrokrant, bunte Streusel, Kokosflocken oder was auch immer euch schmeckt. Fertig sind die Liebesäpfel.
Feuer, Wasser und Natur trafen sich in diesem hübschen Wasserbecken bestehend aus einer alten Waschschüssel, Schwimmkerzen, Wiesenblumen und Zweigen. Auch die Rosenblätter, die ihr für die Liebesäpfel entfernen musstet, können hier eingesetzt werden. Nicht ganz so kitschig wie Rosenblätter auf dem Tischtuch.
Das ganze ruhte auf einer von unzähligen Weinkisten. Dass wir in der Pfalz gerne und regelmäßig Wein trinken, kam uns bei der Hochzeit ungemein zugute.
Es lohnt sich übrigens, zunächst nicht den großen Dekoeinkauf zu machen. Einige Dekorationen gab es bereits zu Hause. Im Garten, im Wohnzimmer, überall. Die ein oder andere Kofferraumladung mit Deko war es schon, die wir zum Ort des Geschehens verfrachteten. Aber das sparte uns natürlich unglaublich viel Geld. Und wir wussten, dass wir die Deko auch nach der Hochzeit ganz sicher noch gebrauchen konnten. Wir hatten sie ja schließlich bereits.
Ein Dekoelement war gleichzeitig auch ein Überraschungsgeschenk für das Brautpaar.
„Wir brauchen unbedingt ganz viele Paletten“, hatte meine Tochter gesagt. Letztendlich wusste sie jedoch selber gar nicht so recht, was sie mit ihnen anstellen sollte. Also wurde ich kreativ. Dass eine Palette fehlte, fiel meiner Tochter gar nicht auf. Ich strich die Palette weiß, befestigte eine Bahn Tüll daran und steckte daran ein wenig Schleierkraut fest. Ihr könnt einen Tacker benutzen oder das ganze mit Nadel und Faden kurz ganz wild festnähen. Wenn der Faden weiß ist, stört das nicht. Dann bat ich die Mutter des Bräutigams, mir ein paar Fotos ihres Sohnes zu schicken. Wir sammelten ein paar alte Bilderrahmen. Auf Flohmärkten gibt es auch immer welche für kleines Geld. Nichts sollte zusammenpassen. Die Bilderrahmen befüllte ich dann mit den Fotos des Brautpaars – in sämtlichen Altersstufen. Am Rand befestigte ich mit Wäscheklammern zusätzlich die Hochzeitsbilder von uns Eltern und die der Großeltern. Freie Stellen verschönerte ich mit kleinen Dekoartikeln, Herzchen oder Serviettenstücken. Dabei habe ich die oberste „Haut“ der Serviette vorsichtig abgezogen und vorsichtig mit etwas Leim auf dem Holz angebracht. So hatten nicht nur die Hochzeitsgäste etwas zu Gucken, sondern auch das Brautpaar erhielt eine schöne Erinnerung. Nicht ohne Stolz kann ich sagen, dass es das ein oder andere Freudentränen gab.
Den Korbsessel habe ich von meiner Mutter geerbt. Und – natürlich – weiß gestrichen. Auch der bekam seinen Einsatz auf der Hochzeit meiner Tochter.
Die wohl größte Challenge: Was ziehe ich an?
Am allermeisten habe ich mir tatsächlich über mein Outfit den Kopf zerbrochen. Meiner Tochter zuliebe wollte ich mich natürlich nicht in ein spießiges Kostüm quetschen, wenn sie eine lockere, sommerliche Hochzeit haben möchte. Letztendlich fand ich ein Kleid, das dem Motto entsprach – hatte aber kurzfristig doch Angst, es wäre zu auffällig. Meine Tochter bestärkte mich aber, es unbedingt anzuziehen. Also tat ich ihr den Gefallen. Wer mit Leib und Seele dekorieren will, der muss es wohl auch bis zum Äußersten durchziehen schätze ich.
Das Wichtigste beim hochzeitlichen Dekorieren ist auf jeden Fall den Spaß an der Sache nicht zu vergessen. Die Deko darf nicht zur Belastung werden oder gar Sorgen und Kopfzerbrechen bereiten. Wenn ich einen Tipp geben müsste, dann wäre es dieser: Probiert euch aus, geht spielerisch vor und bleibt offen für spontane Einfälle. Dann steht einem schönen Fest auch nichts im Wege.